Pastoren und Pastorinnen übernehmen in ihren Gemeinden weit mehr als die Leitung religiöser Zeremonien. Sie fungieren sowohl als geistliche Leiter als auch als Diener. Diese Kombination von Führung und Dienst bildet die Grundlage für eine nachhaltige und glaubwürdige Gemeindearbeit.
Umso mehr müssen kirchliche Führungskräfte ein lebendiges Vorbild sein und die Gemeinde in einer Weise leiten, die dem Vorbild Christi entspricht. Der Grundsatz „Wer dienen will, kann führen“ findet seine Wurzeln in den Worten und Taten Jesu, der selbst dienend und hingegeben lebte. Christliche Führung bedeutet, zunächst ein Diener zu sein.
Jesus drückte es so aus: „Wer unter euch der Erste sein will, soll der Diener aller sein“ (Markus 10,44). Hier wird deutlich, dass wahre Größe im Dienst am Mitmenschen liegt. Solche Führung geht über reines Management hinaus. Sie verlangt eine dienende Gesinnung, die auf das Wohl der Gemeinschaft und des Einzelnen abzielt. Jesu Worte verdeutlichen, dass Größe im Reich Gottes nicht in Macht, sondern im Dienen am Nächsten zu finden ist. Ein pastoraler Dienst, der dieses Prinzip verfolgt, stärkt nicht nur die geistliche Entwicklung der Gläubigen, sondern schafft auch Vertrauen und Gemeinschaft.
Dietrich Bonhoeffer sagte: „Der Dienst am Nächsten ist die Schule des Glaubens und der Liebe“ (Bonhoeffer, 1937). Für ihn ist das Dienen ein aktives Zeichen der Nächstenliebe und des Glaubens. Es verkörpert den wahren Weg der Nachfolge und Führung.
Studien belegen, dass „dienende Führer“ langfristig erfolgreicher sind und von ihrem Umfeld eher unterstützt werden. Robert K. Greenleaf führte in den 1970er Jahren das Konzept des „Servant Leadership“ ein, das „zuerst dient und dann führt“ (Greenleaf, 1977). Er hob hervor, dass ein dienender Führer die Bedürfnisse anderer über seine eigenen stellt, um das Wohl der Gemeinschaft zu fördern. Solche Führer hören zu, verstehen und handeln im besten Interesse ihrer Gemeinschaft. Sie inspirieren durch ihr Vorbild und gewinnen so das Vertrauen und die Hingabe ihrer Mitmenschen.
Für Pastorinnen und Pastoren bedeutet dies, auch unscheinbare Aufgaben zum Wohl der Gemeinde willig zu übernehmen. Sie sollen im Sinne Christi leiten und durch ihre Taten und Liebe inspirieren. Das Zusammenspiel von Dienen und Führen schafft Vertrauen und Respekt. Diese Elemente sind unerlässlich für eine gesunde und wachsende Gemeinde. Der Grundsatz „Wer dienen will, kann führen“ ist mehr als eine Einladung zu Demut. Es ist eine Aufforderung, durch Hingabe und Empathie Einfluss zu nehmen und Gottes Reich zu fördern.
Henri Nouwen beschreibt diese Verbindung in seinem Buch „In der Wunde liegt die Kraft“. Er argumentiert, dass ein wahrer Führer derjenige ist, der sich selbst verleugnet und Jesu Weg folgt, um anderen zu dienen. Dies erfordert Demut und die Bereitschaft, sich der Gemeinschaft zu widmen, was zu einem echten Führungsstil führt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Vorbildsein. Pastoren und Pastorinnen, die dienen, inspirieren ihre Gemeinde ebenfalls zum Dienst. Diese gegenseitige Ermutigung stärkt die Gemeinschaft und fördert wachsendes Potenzial.
Um führen zu können, muss man bereit sein zu dienen. Pastoren und Pastorinnen, die diesen Weg wählen, leiten effektiv. Sie bereichern zudem das spirituelle Leben ihrer Gemeinden auf nachhaltige Weise.
© Martin Haase | Institut für charsmatisches Führen – oKae management support
Weiterführende Literatur:
- Die Bibel, Markus 10,43-45.
- Bonhoeffer, D. (1937). Nachfolge. München: Chr. Kaiser Verlag.
- Greenleaf, R. K. (1977). Servant Leadership: A Journey into the Nature of Legitimate Power and Greatness. New York: Paulist Press.
- Nouwen, Henri. In der Wunde liegt die Kraft: Der Weg des Dienens. Freiburg: Herder, 1999.